Kapitel 1:

 

Es war schon ewige Zeit vergangen seitdem Anna Sophia sich das letzte Mal in der Stadt der Liebe aufhielt. Als kleines Kind konnte sie gar nicht aufhören die beeindruckenden Bauwerke zu betrachten, so dass ihre Eltern sie jedes Mal an der Hand nahmen und wegzerrten.

 

„Du Mama?“, begann Anna häufig.

„Ja mein Kind?“

„Hier möchte ich später mal heiraten“, und zeigte dabei auf den Eiffelturm, den Triumphbogen, das Rathaus und das Moulin Rouge. Worauf ihre Mutter entsetzt den Kopf schüttelte und versprach Anna ein Eis zu kaufen, wenn sie den letzten Ort wieder vergessen würde.

Damals hatte ihr Vater immer eine Mundharmonika dabei, mit der er die bezauberndsten Töne hervorbrachte, so dass Leute auf der Straße stehenblieben und ihm applaudierten. Anna war jedes Mal unglaublich stolz auf ihn und wünschte sich selbst so schön spielen zu können.

Ein Maler an der Montmartre war so begeistert, dass er ohne Gegenleistung ein wunderschönes Familienportrait zeichnete und Anna ihm versprechen musste ihn zu besuchen, wenn sie das nächste Mal in Paris ist.

 

Dazu kam es allerdings erst 10 Jahre später, denn kurz nach dem besten Urlaub meines Lebens starb mein Vater an einem Motorradunfall und nichts war wie früher.

Meine Mutter, früher eine leidenschaftliche und von einer unglaublichen Fantasie erfüllte Künstlerin, verfiel immer mehr dem Alkohol. Sie stillte ihren Schmerz mit Schlägen, von denen ich einige zu spüren bekam. Auch die Männer, die sich von Tag zu Tag häuften blieben mir selten fern und ich verspürte mein einst fröhliches und wissbegieriges Herz erkalten.

Niemals fragte ich nach oder verspürte die Sehnsucht meine Mutter für ihr Verhalten zu verurteilen. Ich sah mich als Stellvertreterin für meinen Vater, die versuchte alle Probleme in sich aufzunehmen und diese somit von ihr so weit fern zu halten wie möglich.

Doch eines Tages fand ich sie in merkwürdig verdrehter Position auf dem Boden liegen.

„Mama“, schrie ich, so laut ich konnte und zog und zerrte an ihrer Kleidung.

Die Nachbarn mussten wohl die Polizei gerufen haben, weil plötzlich der schrille Klang der Klingel mich aus der Trance riss mit der ich das verzerrte Gesicht meiner Mutter betrachtet hatte.

Mit starren Blick und feuchtem Gesicht öffnete ich die Tür.

Später erfuhr ich, dass ihr Tod kein Unfall war. Ich war damals dreizehn.

 

Kapitel 2

 

Montag: Nudeln mit Tomatensoße, Dienstag: Nudeln mit Olivenöl und Gewürzen, Mittwoch: Nudel mit Käse überbacken und heute: Nudel mit Käse-Sahnesoße. Ich stöhnte während ich mir eine nach der anderen pflichtbewusst meinem Hungergefühl gegenüber in den Mund schob.

Es war unerträglich. Und auch völlig unverständlich. So sollen die Kunststudenten von heute leben? Wahrscheinlich ganz im Stil der Künstler, die erst nach dem Tode berühmt wurden.

Ich beschloss mir einen Nebenjob zu suchen, in dem ich vielleicht sogar ein bisschen Essen abstauben konnte. Kellnern oder Pizza ausfahren wäre nicht schlecht.

Anna tippte auf den großen roten Knopf auf ihrer Fernbedienung und ein schwarzes Bild erschien. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzte konnte sie es meistens nie erwarten dies in die Tat umzusetzen.

 

 

 

(…)